Schwangerschaft und Geburt

WUNDER DES LEBENS

Die Schülerin/der Schüler kann:

  • Die Entstehung und Entwicklung des Menschen im Mutterleib verstehen

  • Einen persönlichen, positiven Zugang zu Schwangerschaft und Geburt herstellen

  • Jedes Leben (auch das eigene) als einzigartiges Wunder wahrnehmen

  • Den Weg der Eizelle beschreiben

  • Die Entwicklung des Ungeborenen in Zeitabschnitten dokumentieren

Schülerinnen und Schülern soll in dieser Einheit die Entstehung und Entwicklung des Menschen im Mutterleib nahegebracht werden. Entscheidend ist dabei, dass Jungen und Mädchen nicht nur sachlich, sondern auch emotional angesprochen werden und einen persönlichen Bezug zum Thema herstellen können. Ziel ist es, sich bewusst zu werden, dass das eigene Leben das Ergebnis eines unerhört komplexen und damit eigentlich unwahrscheinlichen Wunders ist. Für diesen Prozess müssen unglaublich viele Einzelheiten perfekt ineinander übergreifen, damit er erfolgreich gelingen kann. Da das bei jedem einzelnen Menschen zutrifft, wird die Identität als Teil der „Menschheitsfamilie“ gestiftet.

Interaktives Arbeiten, aber auch das Mitbringen persönlicher Fotos, Ultraschallbilder oder Babysachen fördert den Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern. Das Erinnern an die enge Bindung, die während der Schwangerschaft zueinander entstand und die (hoffentlich) bis in die Gegenwart hineinreicht, stärkt das Selbstwertgefühl der Schülerinnen und Schüler und vermittelt ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit.

Dennoch sollen aber auch die herausfordernden Aspekte rund um Schwangerschaft, Geburt und Familie nicht unter den Tisch gekehrt werden. Viele Kinder werden schon mitbekommen haben, dass Paare große Schwierigkeiten haben überhaupt schwanger zu werden. Auch natürliche Abgänge oder Fehlgeburten kommen vor und dass Kinder zunächst als unerwünscht oder als lästig empfunden werden: Wie geht man damit um?

In einigen Familien gibt es Geschwister mit mehr oder weniger schweren Behinderungen. In der Klasse selbst können behinderte Kinder sein. In jeder Klasse gibt es Scheidungs- und Adoptivkinder. Schülerinnen und Schüler können aus dysfunktionalen Familien stammen. Auch diese Kinder sollen ermutigt werden, sich als in Ordnung und dazu gehörig zu empfinden. Bei den Kindern, die unproblematische Erfahrungen mitbringen, kann so die Empathie mit Kindern, die unter schwierigeren Bedingungen aufwachsen, gestärkt werden.

Dennoch sollen die positiven Aspekte von Schwangerschaft und Geburt in dieser Lektion überwiegen: Statt Schülerinnen und Schüler als Erstes mit dem Verhindern von Schwangerschaften zu konfrontieren, weckt Einheit 5 Interesse und Staunen an den vielen Details, die zusammenwirken müssen, damit ein neuer, einzigartiger Mensch das Licht der Welt erblickt: „Wer staunt, hat mehr von der Welt begriffen als der, der sie klassifiziert.“ (Lotte Ingrisch)

SELBSTBEWUSSTSEIN STÄRKEN

Schülerinnen und Schüler, die ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln können, schützen sich nachweislich besser vor Übergriffen als ihre unsicheren Mitschülerinnen und Mitschüler. Das trifft allerdings nur zu, wenn sie auch gelernt haben, dieses Selbstbewusstsein sowohl verbal als auch durch ihre Körpersprache zu vermitteln. Selbstbewusstsein zu fördern und Selbstbehauptung zu trainieren ist deshalb ein zentraler Bestandteil von Einheit 1. Eine besondere Betonung muss dabei auf Resilienz, also die seelische Widerstandsfähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen für die Weiterentwicklung zu nutzen, gelegt werden, denn Selbstbewusstsein lässt sich nur erwerben, wenn aus konkreten Erfahrungen gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen werden.

EINE LEBENSAUFGABE ERFÜLLEN

Der Mensch sehnt sich nach Bedeutung, er ist darauf angelegt, Teil eines grösseren Ganzen zu sein und seinen Platz in dieser Welt einzunehmen. Schülerinnen und Schüler dafür zu sensibilisieren, dass sie in ihrer Originalität „gebraucht“ werden, ist elementar. Das Bewusstsein, einen nicht austauschbaren Platz in dieser Welt einzunehmen und eine ganz persönliche „Lebensaufgabe“ zu erfüllen, ist zutiefst identitätsstiftend und fließt deshalb in die Arbeitsblätter ein. Dabei wird selbstverständlich darauf geachtet, dass die Fragen und Anregungen altersgemäß sind, denn viele 10- bis 13-Jährige sind noch ausgesprochen kindlich in ihrer Weltwahrnehmung und können nur schrittweise an Konzepte herangeführt werden, die den eigenen Erfahrungshorizont überschreiten.

GANZHEITLICHKEIT

Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass Körper, Gefühle und Denken eine Einheit bilden, schafft die Basis für ein integriertes Verständnis von Geschlechtlichkeit und Sexualität. Nur wo Sexualität gelingend in die Gesamtpersönlichkeit des Menschen eingebettet ist, kann sie langfristig als beglückend und beziehungsfördernd erlebt werden. Wie der renommierte Paartherapeut Ulrich Clement betont: „Sex, der nur Spaß ist, bleibt flach“. Es ist deshalb wichtig, eine Verbindung herzustellen zwischen den körperlichen, seelischen und geistigen Aspekten von Männlichkeit, Weiblichkeit und Sexualität, damit sie für die Kinder konkret verstehbar sind.

Baby

IDEEN FÜR DIE UNTERRICHTSGESTALTUNG

Interaktiver Parcours zum „Weg der Eizelle“

Anhand eines interaktiven Parcous lernen die Schülerinnen und Schüler den „Weg der Eizelle“ kennen (Gestaltungsideen siehe BASISWISSEN E 5-1). Auf dem ARBEITSBLATT E 5-1 Bonus siehe www.saferchildren.org werden verschiedenen Bilder aus ERGÄNZENDES MATERIAL E 5-1 Bonus in die richtige Reihenfolge gebracht, aufgeklebt und durch Notizen erklärt, was auf den Bildern zu sehen ist.

Befruchtung

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich anhand von ARBEITSBLATT E 5-2 Bonus mit dem Vorgang der Zeugung/Befruchtung auseinander.

Filmausschnitt „Das Wunder des Lebens“

Siehe Bonus www.saferchildren.org

Die Entwicklung des Kindes im Mutterleib

Besprechen von BASISWISSEN E 5-3

Schülerinnen und Schüler lesen abwechselnd vor.

Die Lehrperson veranschaulicht das Wachstums des Embryos/Fötus mit Hilfe von Embryomodell (Bsp. www.lernenfuersleben.info), Massband und Waage.

Illustration: Ultraschallbilder zeigen

Schwangerschaft

Ausfüllen/Beschriften von ARBEITSBLATT E 5-3. LÖSUNGEN E 5-3 Bonus.

Geburt

Die Lehrperson erklärt anhand von BASISWISSEN E 5-5 Bonus, wie ein Kind zur Welt kommt. Dafür kann E 5-5 entweder ausgeteilt oder projiziert werden.

Eltern mit Neugeborenem/Säugling einladen

Die Schülerinnen und Schüler bereiten je eine Interviewfrage vor und die Eltern geben Antwort/erzählen von Schwangerschaft und Geburt. Schülerinnen und Schüler dürfen den Säugling bestaunen, evtl. auch streicheln oder halten.

Variante

Im Unterricht ein Frageblatt zusammenstellen. Jede Schülerin, jeder Schüler befragt Eltern, die sie/er kennt, trifft … und liefert mindestens 3 Antworten.

HAUSAUFGABE

Eigenes Ultraschallbild oder Geburtsfoto (evtl. Babyfoto, Lieblingsschnuller, Babyschuhe oder …) mitbringen.

Teile diesen Beitrag