Vor kurzem hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Online-Spielsucht in den neuen Krankheiten-Katalog (ICD-11) mitaufgenommen. Damit gilt „Gaming-Disorder“ nun offiziell als Krankheit. Der Standard berichtete über die Einschätzungen des Psychologen Christian Montag der Universität Ulm. Dieser glaubt, dass dies erst der Anfang sei. Die Klassifizierung vieler anderer Internet und Smartphone bezogener Süchte z.B. der Online-Pornografiesucht könnten hierauf folgen. Wird Pornosucht als Krankheit also bald offiziell?

Onlinesucht hat viele Gesichter

Der Psychologe forscht schon seit vielen Jahren zu möglichen Abhängigkeiten von Internet und Smartphone. Laut Studien zur Smartphone-Nutzung werden Smartphones pro Woche eine ganze Tag-Zeit (Wachzeit) lang benutzt. „Das zeigt, wie ‚digital‘ wir schon sind“, so Montag. Eine Übernutzung des Internets kann sich hierbei auf die verschiedensten Online-Angebote beziehen. In diesem Kontext nennt er neben der Pornografie- und Online-Spielesucht beispielsweise auch die Kaufsucht oder Social-Media-Sucht.

Pornos wirken wie Drogen

Im Gehirn laufen bei einer Onlinesucht Prozesse ab, die auch bei Substanzabhängigkeiten beobachtbar sind. Dies zeigen die Ergebnisse neurowissenschaftlicher Untersuchungen. Montag betont darüber hinaus, dass es wichtig ist, die Konsequenzen der Online-Nutzung in den Blick zu nehmen. Führe der Konsum von Online-Pornografie z.B. dazu, dass Beziehungen scheitern, dann müsse man von einem „signifikanten Problem“ sprechen.

Pornosucht als Krankheit – Betroffene besser unterstützen

Mit Blick auf die Expertenmeinung des Psychologen Christian Montag ist eine Klassifizierung von Pornosucht als Krankheit durchaus denkbar. Ein Schritt, den Safersurfing nach langjähriger Erfahrung in diesem Bereich sehr begrüßen würde. Immer wieder richten sich Menschen an uns und suchen um Rat und Hilfe. Sie haben die Kontrolle über ihren Pornografie-Konsum verloren und sehen sich in ihrer Lebens- und Beziehungsqualität stark beeinträchtigt. Von einer Anerkennung der Pornosucht als Krankheit erhoffen wir uns, dass den Betroffenen in der Zukunft besser geholfen werden kann.

England hat bereits auf die Veränderungen des WHO Krankheiten-Katalogs reagiert. In London soll ein staatlich finanziertes Zentrum für die Behandlung von Online-Spielsüchtigen entstehen. Eventuell werden später auch andere Online-Süchte mit ins Programm genommen, die Abhängigkeit von Internetpornografie mit eingeschlossen.

Suchst auch du nach Hilfe? Auf unserer Homepage findest du verschiedene Angebote, die dir auf deinem Weg in ein pornofreies Leben helfen können. In unseren Selbsthilfegruppen kannst du dich mit anderen Betroffenen austauschen. Unser Online-Kurs bietet viele hilfreiche Tipps und Tricks, die dich in deinem Pornoausstieg unterstützen.

 

Bildquelle: © StockSnap/Pixabay

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