Safersurfing war im Europäischen Parlament in Brüssel. Dort waren wir Teil einer Konferenz zum Thema Kinderschutz vor Pornografie im Internet.

Europaweite Plattform zum Kinderschutz vor Pornografie

Bereits im September hat FAFCE eine neue europaweite Plattform zum Schutz vor negativen Auswirkungen von Pornografie ins Leben gerufen. Experten und NGOs aus ganz Europa kennen zu lernen fühlte sich an, als würden Lichter aufgehen, wo es davor dunkel war. Auf einmal entstehen Verbindungen und Ideen für viele potentielle Projekte.

Zeitgleich organisierte FAFCE auch eine Konferenz im EU-Parlament am 8. November 2022 zum Thema Kinderschutz vor Pornografie in digitalen Zeiten. Gastgeber der Konferenz war Abgeordneter des EU-Parlaments François-Xavier Bellamy (EPP, France). Experten und NPOs aus ganz Europa waren dabei, um eine multidisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Thema zu gewährleisten. Auch wir konnten Safersurfing vorstellen und von unseren Erfahrungen berichten.

Stimmen der Konferenz im EU-Parlament

Priscile Kulczyk, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Europäischen Zentrum für Recht und Justiz, erklärte, dass es hier zu einem Konflikt zwischen zwei Rechten kommt. Einerseits haben Kinder ein Recht auf Schutz vor schädlichen Inhalten, dem gegenüber steht das Recht auf Achtung des Privatlebens oder der Meinungsfreiheit. Sie stellt fest: „Es gibt auf europäischer und internationaler Ebene Rechtsgrundlagen, um Kinder konkret am Zugang zu Pornografie zu hindern.” Mögliche Maßnahmen bewegen sich allerdings auf einem sehr weiten Spektrum. Sie reichen von Warnhinweisen auf pornografischem Material, über Moderations- und Benachrichtigungsrichtlinien, die verpflichtende Altersüberprüfung von Nutzern pornografischer Websites bis hin zu Verboten.

Maria Hernández-Mora, klinische Psychologin für Sexualsucht, erinnerte daran, dass „das Durchschnittsalter des ersten Kontakts mit Pornografie 9 Jahre beträgt und Studien zeigen, dass 40 bis 70 % der Kinder versehentlich oder unfreiwillig Pornografie sehen“. Sie geht so weit, diesen vorzeitigen Kontakt mit Pornografie als „psychische Vergewaltigung“ zu bezeichnen. Mit dieser drastischen Formulierung will sie darauf aufmerksam machen, dass dabei auf unerwartete und brutale Weise in den Verstand und die Vorstellungskraft eines Kindes eingedrungen wird. Dies sei einer der stärksten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Abhängigkeit von Pornografie ab dem Teenageralter.

Anne-Sixtine Pérardel, Mitgründerin des französischen Vereins Déclic – Sortir de la Pornosphère, begleitet seit 8 Jahren Tausende von jungen Menschen in ganz Frankreich zu Beziehungs- und Sexualthemen. Sie erlebt eine Generation, die von Pornografie geprägt wird, bevor sie überhaupt ihr eigenes Sexualleben beginnen. Ihr Verein Declic ist überwältigt von der Nachfrage nach Prävention in Schule und anderen Ausbildungsstätten. Sie fordert ein ernsthaftes politisches Engagement für Prävention, Aufklärung und auch für deren Finanzierung.

Ein Anfang mit großem Potential

Europaweit engagieren sich Privatpersonen, Organisationen und Experten um eine sichere Umgebung für Kinder auch in der digitalen Welt zu gewährleisten. Das ist ermutigend und eröffnet viele Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Diese Konferenz im EU-Parlament bietet einen vielversprechenden Ausgangspunkt, denn es liegt noch einiges an Arbeit vor uns allen. Doch jede Investition lohnt sich, wenn Kinder und Jugendliche dadurch die enormen Chancen der digitalen Entwicklung sicher nutzen können.

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