Frauen reagieren in Pornofilmen meist mit Lust oder neutral auf Gewalt, Schmerzen und Vergewaltigungsszenarien. Ein „Nein“ ist in der Welt der Pornografie ganz offensichtlich zum „Ja“ geworden.

Verbale, physische und psychische Gewalt

Wie schon im ersten Teil der Serie „Pornografie und die Gleichstellung der Geschlechter“, wollen wir aufzeigen, dass Pornografie nicht mit der Gleichstellung von Mann und Frau einhergeht. Viele frei zugängliche Filme und Videos zeigen heute, dass verbale, physische und psychische Gewalt zum sexuellen Alltag gehört. Studien zeigen, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Konsum von Pornografie und sexueller Gewalt gibt.

Ein großes Problem ist, dass Pornografie uns vortäuschen will, dass Frauen sexuelle Gewalt scheinbar hinnehmen oder sogar genießen: Die Analyse der 50 beliebtesten pornografischen Videos (die am häufigsten gekauft und gemietet wurden) ergab, dass 88% der Szenen körperliche Gewalt und 49% verbale Aggression enthielten. 87% der aggressiven Handlungen wurden gegen Frauen verübt, und 95 % ihrer Reaktionen waren entweder neutral oder Ausdruck von Freude.

Ist doch alles Privatsache?

Ein emanzipierter Blick auf das Thema widerlegt den Mythos, dass Pornografie Privatsache sei. Der Gedanke dabei ist oft, dass man niemandem Schaden zufügt, mit dem, was man in seinen eigenen vier Wänden konsumiert. In vielerlei Hinsicht ist eine solche schwarz-weiß-Betrachtung jedoch nicht möglich. Man muss sich einerseits eingestehen, was der Konsum von Pornografie mich einem selbst und dem eigenen sozialen Umfeld macht. Andererseits darf nicht übersehen werden, welche Auswirkungen dieser auf unsere Gesellschaft im Hinblick auf Sexismus und Gewalt an Frauen hat.

Sozialstudien zeigen, dass  Männer darauf sozialisiert („antrainiert“) werden, Sex im Zusammenhang mit der Unterwerfung von Frauen zu verstehen. Der Großteil der Pornografie, die unser Leben durchdringt, präsentiert keine Bilder von “nur Sex”, geschweige denn liebevollem Sex. Zumeist wird Sex vielmehr im Kontext von männlicher Dominanz und Gewalt gezeigt.

Gewalt in Pornos nimmt überhand

In den letzten zwei Jahrzehnten, in denen Online-Pornografie immer leichter zugänglich und die sexuellen Handlungen in Pornos zunehmend extremer geworden sind, berichten Frauen vermehrt, dass Männer von ihnen erwarten, an Sexualpraktiken teilzunehmen, die direkt aus vor Gewalt strotzenden, die Sexualität der Frau ausklammernden, pornografischen Videos stammen. Männer ignorieren dabei die Schmerzen oder Ängste ihrer weiblichen Partnerinnen, beziehungsweise werden diese einfach nicht wahrheitsgemäß wiedergegeben.

Safersurfing zeigte bereits auf, wie gefährlich all dies insbesondere für Kinder und Jugendliche sein kann, die mit Pornografie in Kontakt kommen. Was Kinder von solchen Darstellungen der Sexualität lernen, werden wir im nächsten Beitrag näher beleuchten.

 

Quellen: Ana J. Bridges, Robert Wosnitzer, Erica Scharrer, Chyng Sun, and Rachael Liberman, “Aggression and Sexual Behavior in Best-Selling Pornography Videos: A Content Analysis Update,” Violence against Women 16, no. 10 (2010): 1065–1085.

 

Bildquelle: © Priscilla Du Preez / Unsplash

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