In einer umfassenden Doku, berichtet das ZDF vor Kurzem über das Thema Pornografie. Der Fernsehbericht trägt den Titel „Milliardengeschäft Porno – Gefahr aus dem Internet“ und macht auf mögliche problematische Folgen des Pornokonsums aufmerksam.

Sexuelle Gewalt und Pornografie

Mehrere Experten aus Psychotherapie, Sexual- und Erziehungswissenschaften kommen im Rahmen der Doku zu Wort. Allen gemein ist eine kritische Haltung zum Thema Pornografie. Die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Sabine Maschke hat im Jahr 2017 eine Studie zum Thema sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher veröffentlicht. Ausgehend von den Ergebnissen sieht Maschke einen klaren Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Pornokonsums und dem Ausüben von sexueller Gewalt. Neueste Zahlen aus Kriminalstatistiken bestätigten zudem, dass es eine große Zunahme an Sexualdelikten unter Jugendlichen gibt.

Pornos wirken wie Drogen

Die Psychologin Tabea Freitag sieht in der Tatsache, dass Kinder und Jugendliche Zugang zu Pornografie haben, eine Form von sexueller Belästigung oder gar sexuellen Missbrauchs. Die Schamgrenzen von Kindern würden an dieser Stelle klar überschritten. Negative Folgen des Pornokonsums treffen jedoch nicht nur Kinder und Jugendliche. Der Sexualwissenschaftler Prof. Kurt Starke merkt an: „Wenn man Erwachsenen zutraut, dass sie ganz souverän mit Pornografie umgehen können und dass das unter keinen Umständen Schaden anrichten kann, dann ist das eine irrsinnige Behauptung.“ Tabea Freitag weist überdies darauf hin, dass verschiedene Forscher den Effekt von Pornos mit der Wirkweise von Kokain vergleichen, da die Belohnungswirkung von Kokain und Pornos auf neurobiologischer Ebene sehr ähnlich sei.

Doku spricht von Suchtgefahr

Nicht verwunderlich erscheint es daher, dass es Menschen gibt, die hinsichtlich der Pornografie ein Suchtverhalten entwickeln. Der ehemalige Pornosüchtige Rocco resümiert, dass Pornografie in seinem Leben sehr viel kaputt gemacht habe. Es habe seinen Blick auf Frauen und auf Sexualität verändert. Durch seinen regelmäßigen Konsum von Gewaltpornografie habe sich in sein Denken „eingepflanzt“, dass Sexualität und Gewalt zusammengehören. Bei Bekannten von ihm habe sich dies sogar so weit entwickelt, dass sie nur noch auf solche Reize angesprungen seien.

Die Doku des ZDF verweist an dieser Stelle auf eine Studie, die aufzeigt, dass Pornokonsum mit einer Zunahme an sexueller Gewalt, abweichendem Sexualverhalten (z.B. Gewalt, SM, Pädophilie) und sogar der Akzeptanz von Vergewaltigungsmythen korreliert. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2011 kam überdies zu dem Ergebnis, dass Menschen, die täglich Pornografie schauen, dreimal so häufig zu Tätern im Bereich von sexuellem Missbrauch werden und sechsmal so häufig kinderpornografisches Material konsumieren, wie Menschen, die seltener Pornos konsumieren.

Safersurfing ist bereits seit vielen Jahren eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die bezüglich ihres Pornografiekonsums einen Leidensdruck verspüren und ein suchtartiges Verhalten entwickelt haben. Mit unserem kostenlosen Online-Kurs bieten wir an dieser Stelle Hilfe an. Darüber hinaus koordinieren wir mehrere Selbsthilfegruppen im deutschsprachigen Raum, um Menschen mit einer Pornografieabhängigkeit zu unterstützen. Die Doku ist noch bis zum 13.04.2020 in der ZDF-Mediathek abrufbar.

 

Bildquelle: ©Hannah Wei/ Unsplash

Auf Social Media teilen