In ihrem brandneuen Buch „Scharfstellung – Die neue sexuelle Revolution“ schreibt die Sexualtherapeutin Heike Melzer darüber, wie das Internet den gesamten Lebensbereich von Liebe und Sexualität verändert. Dabei kommt sie natürlich auch auf das Thema Pornografie zu sprechen.

Das Internet nimmt großen Einfluss auf das Sex- und Liebesleben heutiger Menschen. Das Klientel, das die Praxis der Sexualtherapeutin aufsucht, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher, so Melzer, waren es vor allem ältere Männer, die auf Grund ihrer Potenzprobleme ihre Hilfe suchten. Heute kommen auch viele Männer im jungen oder mittleren Alter mit dem selben Problem. Oft geht es dabei um eine rein partnerbezogene erektile Dysfunktion. Masturbation zu Pornos funktioniert tadellos, aber der Sex mit der Partnerin wird zur Herausforderung. Das erklärt sich die Sexualtherapeutin wie folgt:

„Viele Männer sind heutzutage dermaßen auf die starken Reize von Pornografie konditioniert, dass sie nur noch abgestumpft und mit Verunsicherung auf partnerschaftlichen Sex reagieren.“

Sexualtherapeutin:  Suchtpotenzial von Pornografie offensichtlich

Die pornografischen Bilder beeinflussen also die sexuelle Erregbarkeit und können sogar unsere sexuellen Vorlieben verändern. Die Suchtproblematik von Pornografie ist für Melzer eine Tatsache, die man heute nicht mehr leugnen könne. „Mittlerweile erlebe ich geradezu einen Ansturm von Sex- und Pornosüchtigen und deren Angehörigen, die meine Hilfe suchen“, so die Sexualtherapeutin in ihrem Buch.

Es gibt verschiedene Anzeichen für eine Pornosucht. Eines davon ist laut der Sexualtherapeutin die Toleranzentwicklung und in der Folge Dosissteigerung. Dies bedeutet, dass sich das Gehirn an die Reize gewöhnt, die zu Beginn noch als „stark“ empfunden wurden. Um wieder dasselbe Level an sexueller Erregung zu erreichen sucht ein Süchtiger daher nach immer stärkeren Reizen. Gleichzeitig verlängert er auch die Dauer seines Pornokonsums. „Der einmal favorisierte Blümchensex lässt einen mit der Zeit kalt, denn die Vorlieben verschieben sich Stück für Stück hin zu aggressiven Praktiken und bizarren Fetischen“, so Melzer.

Kinder und Jugendliche ebenfalls betroffen

„(…) die Kinder, die vor zehn Jahren mit Smartphones ausgestattet wurden […] sind mittlerweile junge Erwachsene. In dieser Altersklasse zeigt sich eine signifikante Zunahme an sexuellen Funktionsstörungen wie Erektionsstörungen, Verzögerung oder Ausbleiben des Orgasmus und partnerbezogene Lustlosigkeit, die nicht nur Mediziner, sondern ganz voran Betroffene selbst beunruhigen.“

Die Sexualtherapeutin Heike Melzer bringt in ihrem Buch einige sehr aktuelle und wichtige Themen zur Sprache. Safersurfing beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit den Risiken der Onlinepornografie. Mit unseren Selbsthilfegruppen bieten wir konkrete Hilfe an. Dort treffen sich Menschen, die ihren Pornokonsum nicht mehr unter Kontrolle haben und sich Veränderung wünschen. Hier findest du einen weiteren interessanten Artikel über den Einfluss von Pornografie auf das Sexleben.

 

Bildquelle: © rawpixel/pixabay

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