Ist Pornografie heute tatsächlich so offen zugänglich, dass selbst Kinder unabsichtlich darüber stolpern können?“ Die Antwort darauf lautet eindeutig: Ja. Welche Folgen hat dies? Wie reagiert das Gehirn eines Kindes auf Inhalte, die ganz eindeutig nicht für Kinder gemacht wurden?

Wenn Kinder auf Pornografie treffen

In einem Zeitalter, in dem die Technologie boomt, ist es beinahe unmöglich, dass Kinder und Pornografie nicht aufeinandertreffen. Um dies zu verhindern, müssen konkrete Maßnahmen getroffen werden: die Zeit vor dem Bildschirm überprüft und Schutzsoftware installiert. Eine Option könnte sein, Smartphone&Co. ganz aus dem Leben eines Kindes zu verbannen, doch Mitschüler und Freunde würden nach wie vor Zugang zu diesen verschaffen. Kinder suchen nicht immer bewusst nach einschlägigem Material. Onlinespiele, Filme, Shopping-Apps, usw. finanzieren sich fast immer durch Werbung auf ihrer Seite, die zu externen Seiten weiterleitet. Auf diese Art stolpern auch schon Kinder (meist ungewollt) über pornografisches Material.

Nicht zu vergessen: Eltern, die selbst Pornografie konsumieren, lassen diese bewusst in ihr Haus und in ihre Familien. In ihrem Artikel „Was für Auswirkungen der Pornografiekonsum von Eltern auf ihre Kinder hat“ schreibt die Autorin Katie Patterson: „In einer groß angelegten Studie konnten Wissenschaftler feststellen, was für ein ‚Familienkiller“ Pornografie tatsächlich ist. Sie fanden heraus, dass 56% aller Scheidungen zustande kommen, weil einer der Ehepartner unter Pornografiesucht leidet. Schaut man sich die aktuellen Scheidungsraten (Anm. d. Red.: in den USA) an, so kann angenommen werden, dass Pornografie jährlich zu bis zu 500.000 Scheidungen beiträgt.“

Auf diese Art beeinflusst Pornografie selbst jene Kinder, die niemals direkt mit ihr in Kontakt gekommen sind.

Langzeitfolgen auf das Gehirn eines Kindes

Wissenschaftler haben zudem herausgefunden, dass Kinder, die Pornografie ausgesetzt sind, bevor die Entwicklung ihres Gehirns einen ausreichenden Reifegrad erreicht hat, mit langwierigen und möglicherweise gefährlichen Folgen zu kämpfen haben:

  • Sie werden selbst früher sexuell aktiv. Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass Filme das sexuelle Verhalten von Jugendlichen beeinflussen. Je häufiger sie solchen Filmen ausgesetzt waren, umso früher hatten sie selbst ungeschützten Gelegenheitssex.
  • Eine höhere Wahrscheinlichkeit, sich auf „high risk sex“ einzulassen, ebenso eine Abhängigkeit sexueller Art zu entwickeln.
  • Die Überzeugung, dass Ehe und Familie nicht wichtig oder erstrebenswert seien. Bei Pornografie geht es schließlich nicht um zwei Menschen, die sich lieben und ihr Innerstes miteinander teilen, sondern um ganz etwas Anderes. Das kann bereits Kinder dazu verleiten, zu glauben, dass dies die Normalität von Sexualität sei.
  • Ein falsches Verständnis von Sexualität, welches Kinder noch nicht verarbeiten können. In der Folge kommt es häufig zu Selbstbefriedigung, was sie wiederum dazu verleitet, zu glauben, ihnen gefiele Pornografie tatsächlich, während in Wahrheit ihr Körper instinkthaft auf etwas reagiert, das ihr Gehirn noch gar nicht verifizieren konnte.

Maßnahmen zur Gegensteuerung

Wie kann man all dies verhindern? Kann man es denn überhaupt verhindern? Hier scheiden sich wahrlich die Geister. Einige meinen, Eltern müssen strikte Maßnahmen ergreifen, um ihre Kinder von alledem fernzuhalten, andere empfehlen vielmehr, Kinder auf das Unausweichliche vorzubereiten. Wie kann man Kindern darauf vorbereiten? Die einfache, positive und effektive Antwort darauf lautet: Kommunikation und Sexualerziehung. Vielen Eltern erscheint das Thema zu schwierig oder sie wissen nicht, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist es anzusprechen. Solche Zweifel können wir uns nicht leisten. Wenn Eltern ihre Kinder nicht aufklären, dann tun es andere. Wir sprechen mit unseren Kindern über alle möglichen Gefahren des Alltags: von Verkehrsregeln bis hin zum Umgang mit fremden Menschen. Neue Themen, wie über-sexualisierte Medien und Pornografie sollten längst ebenso Thema sei. Genauso macht es Sinn, die Werte der eigenen Familie klar auszusprechen und es Kindern zu ermöglichen, ihre eigenen Regeln zu finden, um dementsprechend Entscheidungen selbst zu fällen und Handlungen zu leiten. Erwachsene haben die Verantwortung, Kindern dabei zu helfen, ein kritisches Auge für Lügen zu entwickeln, um diese aufdecken und unterscheiden zu können, von liebe- und respektvollen Beziehungen.

Es braucht also beides. Prävention und Schutz. Beide für sich allein genommen greifen unter Umständen zu kurz. Eine Kombination aus beidem hingegen bietet ein gutes Maß an Sicherheit. Hier findest du weitere Fakten zur Pornografiesucht, ebenso wie Schutzsoftware für Computer&Co.

Quellen

Patterson, Katie. “How Does Pornography Affect Children?” Blog – Ever Accountable, Blog — Ever Accountable, 7 Jan. 2017,

Jenkins, John Philip. “Pornography.” Encyclopædia Britannica, Encyclopædia Britannica, inc., 20 Apr. 2017

Segal, David. “Does Porn Hurt Children?” The New York Times, The New York Times, 28 Mar. 2014, www.nytimes.com/2014/03/29/sunday-review/does-porn-hurt-children.html.

“Understanding the Effects of Pornography on Children.” Prevent Child Abuse America, preventchildabuse.org/resource/understanding-the-effects-of-pornography-on-children/.

Sellgren, Katherine. “Pornography ‘desensitising young people’.” BBC News, BBC, 15 June 2016, www.bbc.com/news/education-36527681.

Bildquelle: ©hal gatewood/Unsplash

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