Kinderpädagogen schlagen Alarm: Zu hoher Medienkonsum bei Kindern und insbesondere Kleinkindern führe zunehmend zu Verhaltensauffälligkeiten.

Verhaltensauffälligkeiten nehmen zu

Ob Handys, Tablets, Computer, Spielkonsolen oder Fernseher – die Zahl elektronischer Geräte in den Haushalten stieg in den letzten Jahren massiv an. Gestiegen ist daher auch die Zahl der Nutzer, und dazu würden zunehmend auch Kinder im Vorschulalter gehören.

Dass schon Kleinkinder mit Handys im Kinderwagen oder im Gasthaus sitzen, sieht man immer wieder – doch Kinderpädagogen warnen: Zu hoher Medienkonsum kann schwere Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben. So sei die Zahl der Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten gestiegen.

“Wir kriegen mit, dass Kinder vermehrt aggressives Verhalten anzeigen und dass die Aufmerksamkeitsspanne bei einigen Kindern deutlich abgenommen hat. Wir sehen, dass sie manchmal unruhiger sind, dass sie sich schwerer tun beim Konzentrieren, dass sie sich schwerer tun im Austausch, und dass sie sich schwerer tun, sich selbst zu beschäftigen.” (Elementarpädagoge Michael Kammerer)

Eltern, Politik & Experten – Teamwork ist gefragt

Die neue Plattform „Männer in der Elementarpädagogik“ fordert, dass das Thema Medienkonsum und Kinder wieder breitflächig diskutiert wird und zwar mit Politik, Experten und Eltern, um neue Konzepte zu entwickeln, die den Überkonsum einschränken können.

Kammerer will die Eltern mit ins Boot nehmen, um gemeinsam an einem gesunden Medienkonsum zu arbeiten. Die Eltern sieht auch Peter Steingruber, Psychotherapeut und Elementarpädagoge, gefordert:

“Viele Dinge, die zu Hause mittlerweile üblich sind – wie der digitale Konsum für Kinder –, können große negative Folgen haben. Eltern sollen sich nicht davor scheuen, sich Unterstützung zu holen und sich beraten und begleiten zu lassen.” (Peter Steingruber, Psychotherapeut und Elementarpädagoge)

Wieviel Bildschirmzeit ist angemessen?

Erst kürzlich veröffentlichten die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) und die Universität Witten/Herdecke (UW/H) eine Leitlinie für einen optimalen Umgang mit Bildschirmmedien im Alltag. Insgesamt umfasst die Leitlinie 55 verhaltenspräventive Empfehlungen zur Nutzung von Bildschirmmedien und schickt voraus:

“Für Kinder und Jugendliche gilt im Allgemeinen: Je weniger Bildschirmzeit, desto besser.”

Viele Kinder merken nicht, wie viel Zeit sie an den Geräten verbringen. Eine Selbsteinschätzung ist insbesondere im Kleinkindalter nicht gegeben. Daher empfehlen Experten beispielsweise für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren, während der Bildschirmnutzung eine Sand- oder Stoppuhr laufen zu lassen. Alternativ trägt die Begrenzung der Nutzung auf einzelne Tage dazu bei, Gewohnheiten zu vermeiden. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus der Leitlinie findest du hier.

Safersurfing begrüßt Initiativen, die sowohl an die Verantwortung der Eltern appellieren als auch Politik und Gesellschaft dazu aufrufen, in Sachen Kinder- und Jugendschutz aktiv zu werden. Weitere Beiträge zu den Themen Mediennutzung sowie Schutz vor Onlinepornografie findest du auf unserer Website.

Bildquelle: ©unsplash/zhenzhong liu

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