Ich fühlte mich wie ein Boxer nach dem Tiefschlag und sah keine Rettung aus der Porno-Sackgasse. Plötzlich war meine Welt grau und alles andere hatte im Handumdrehen irgendwie an Wert verloren. Ich wusste, ich war schuld an diesem Desaster. Zu Hause angekommen, musste ich mir von meiner verletzten und enttäuschten Frau anhören, wie viel ich zu diesem Bruch in unserer Beziehung beigetragen hatte. Erwartet hatte ich jedoch, dass meine Koffer schon vor der Tür stehen würden. Ich hatte damit gerechnet, dass meine Frau außer sich sein würde und mich nicht mehr sehen wollte.

Überraschender Weise hatte sie aber sehr klug gehandelt. Sie hatte sich bereits Gedanken gemacht, wie wir diese Krise überwinden könnten. Mir war bewusst, dass alles am seidenen Faden hing, ich war ehrlich bestrebt, alles von Grund auf zu ändern. Meine Frau schloss einen Vertrag mit mir ab, voller Punkte, die ich zu erfüllen hatte. Im Gegenzug versprach sie mir, mich zu lieben und für mich da zu sein.

Meine Rettung aus der Porno-Sackgasse begann mit einer liebevollen Umarmung

Die erste Nacht war sehr, sehr lang, weil ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte und wie meine Frau wirklich zu mir stand. Ich hatte ihr Vertrauen in mich zerstört. Um drei Uhr morgens bemerkte meine Frau, dass ich am Bettrand saß und nicht schlafen konnte. Mit einer liebevollen Umarmung zog sie mich ins Bett. Ich war zutiefst berührt, wie sehr sie mich offensichtlich liebte.

Zu der Zeit, als ich noch pornografieabhängig war, hatte ich auch meinen Pastor um Rat gefragt. Die Bibel hat dazu eine klare Meinung: Masturbieren ist nicht mit Gottes Plan für uns vereinbar. Auch hat er mir klargemacht, dass laut Bibel mein Körper nicht mehr mir allein gehörte, da ich ja verheiratet war. Ich dachte nur: „Du hast leicht reden, du hattest das Problem ja nie“. Für mich war das nicht annehmbar, schließlich hatte ich schon 25 Jahre zusammen mit meiner Lust gelebt.

Der Vertrag mit meiner klugen Frau

Zur Rettung aus der Porno-Sackgasse legten wir unter anderem folgende Maßnahmen in einem Vertrag fest.

  • Entfernung von allen Dingen, die mich zu meiner Lust verleiten

  • Kein Fernsehen, in dem Sexszenen vorkommen könnten

  • Wir stehen gemeinsam auf und gehen gemeinsam schlafen

  • Arbeiten am PC nur gemeinsam

  • Wenn meine Frau außer Haus ist, nimmt sie das Modem mit

  • Ich ersetzte mein Smartphone durch ein ganz normales Mobiltelefon

  • Absolute Ehrlichkeit, keine Lügen mehr

  • Umgehende Anmeldung bei einer Selbsthilfegruppe

Diese und andere Hilfsmittel waren geknüpft an die Konsequenz der Trennung von meiner Familie, sollte ich mich nicht an unseren Vertrag halten. Da ich meine Frau liebte und an meiner Familie hing, konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich ohne sie leben sollte. Es war eine grauenvolle Vorstellung. Eher würde ich mir das Leben nehmen, dachte ich mir. So zerstörerisch ist meine Sucht, wurde mir jetzt erst klar.

So richtig unter Druck gesetzt, konnte ich erstmals in dieser Sache klar denken. Ich musste unter allen Umständen dieses Laster loswerden. Ich setzte alles daran. Erst jetzt verstand ich meinen Pastor, was er gemeint hatte, als er sagte das Masturbieren dürfe keinen Platz in meinem Leben mehr haben. „Wie blöd kann ein Mann sein?“ dachte ich mir. Die Lösung war immer schon da. Nur wollte ich sie nicht sehen.

Ich versperrte mir selbst den Weg zur Rettung aus der Porno-Sackgasse

Oft habe ich mich gefragt: „Gott was soll ich noch tun? Hilf mir, ich kann es nicht alleine!“ Heute weiß ich, dass ich mir selbst im Weg gestanden bin. Ich habe die Tür, die letzte Tür, an der „Privat“ dran stand, stets versperrt gelassen, damit sich hier drin nichts ändert. Unbewusst hatte ich Gott aus diesem Lebensbereich ausgesperrt, obwohl ich ihn genau hier doch so sehr brauchte. Die Dringlichkeit war wohl noch nicht hoch genug gewesen. Jetzt weiß ich, dass Gott ein Gentleman ist, der uns einen freien Willen gegeben hat und diesen respektiert. Wenn wir etwas von Gott nicht wollen, wird er sich dementsprechend verhalten.

Durch das Eingeständnis der Masturbation in meinem Leben keinen Raum mehr zu geben, wurde ich geheilt. Dieser ständige Drang, den ich niemals selbst unterbinden konnte, verschwand und Frieden kehrte in mein Herz ein. Nun erkannte ich, dass es meine eigene Einstellung war, die mich in der Sucht gefangen gehalten hatte. Gott will helfen, kann aber nicht, wenn wir es nicht zulassen.

Ich weiß, dass ich nicht wirklich sagen kann, dass ich heute „immun“ gegen Pornografie und Masturbation bin. Da ich die Porno-Sackgasse aber nie wieder betreten will, liegt es an mir, mein Leben immer wieder aufs Neue zu überarbeiten und auszuloten, wo meine Schwachstellen liegen, diese zu meiden oder gar zu eliminieren. Je näher ich Gott an mich ran lasse, umso mehr kann er mir dabei helfen. Es ist wie in der Ehe: Man muss immer weiter daran arbeiten. Bergab geht es von selbst, aber Bergauf muss man treten. Aber nicht allein aus eigener Kraft, Gott will uns antreiben.

Den ersten Teil der Geschichte, die Gefangenschaft in der Porno-Sackgasse, findest du hier.

Bildnachweis: © Katerina Radvanska/unsplash.com

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